Europa

"Mit Propaganda ins Land gelockt" – US-Söldner schildern RT ihr ukrainisches "Kriegsabenteuer"

In einem RT-Gespräch werfen zwei in der Ukraine gefangene US-Söldner dem ukrainischen Militär Desorganisation und Inkompetenz vor. Ihre Motivation für die Ukraine zu kämpfen, erklären sie mit der Wirkung der westlichen Propaganda, die Veteranen wie sie "anspricht".
"Mit Propaganda ins Land gelockt" – US-Söldner schildern RT ihr ukrainisches "Kriegsabenteuer"Quelle: RT

Zwei US-amerikanische Söldner im Dienste der ukrainischen Armee wurden von den russischen Streitkräften im ostukrainischen Gebiet Charkow gefangen genommen. Diese Meldung, die diese Woche zahlreiche Telegram-Kanäle verbreitet haben, wurde am Donnerstag von der US-Seite offiziell bestätigt. RT sprach mit Alexander Drueke und Andy Huynh in einem Gefangenenlager in der Volksrepublik Donezk.

Die beiden Veteranen – Drueke hatte zwei Einsätze mit der US-Armee im Irak absolviert, während Huynh im Logistikbereich des Marine Corps in Okinawa (Japan) tätig gewesen war – ergaben sich nach einem verlorenen Kampf dem russischen Militär. Das geschah nur wenige Stunden, nachdem sie letzte Woche an die Front bei Charkow geschickt worden waren. Huynh sagte, dass die beiden unter dem Kommando des ukrainischen Geheimdienstes SBU standen und den Rückzug ukrainischer Soldaten hätten decken sollen. 

"Uns wurde gesagt, wir sollten uns auf einem kleinen Aussichtspunkt postieren", erinnerte sich Huynh und beschrieb, wie er mit einem tschechischen CZ-Gewehr und einer Panzerfaust bewaffnet wurde. Kolonnen von Ukrainern zogen sich an ihrer Stellung vorbei zurück, sie wurden von den russischen gepanzerten Fahrzeugen und einem Panzer verfolgt. 

"Als [der Panzer] das erste Mal schoss, machte ich gerade meine Panzerfaust bereit", sagte Huynh. Er behauptete, der Panzer habe kurz darauf auf eine andere Position geschossen, und in dem Glauben, er schieße auf ihn, schulterte Huynh seine Waffe und feuerte eine Rakete auf das Fahrzeug ab, verfehlte es aber. Als die ukrainischen Truppen verschwunden waren, rannten Huynh und Drueke weg und versteckten sich in einem Graben, während russische Fahrzeuge und Fußpatrouillen vorbeifuhren.

"Ursprünglich sollten wir mit Drohnen aufklären", sagte Drueke dem RT-Korrespondenten Roman Kosyrew, "aber als wir an unserem Standort ankamen, war bereits eine Art Schlacht im Gange. Unsere Pläne änderten sich … und ein Teamkollege und ich wurden im Wald zurückgelassen."

Als die russischen Soldaten weg waren, machten sich die US-Amerikaner auf den Weg und liefen mehrere Stunden lang durch einen Wald. Sie hätten sich verirrt und seien in einem von den russischen Streitkräften kontrollierten Dorf angekommen. "Wir wurden von einer russischen Patrouille angesprochen und haben uns ihr sofort ergeben."

Beide Männer schilderten, dass die russischen Soldaten sie fair behandelt und sie ihnen Essen, Trinken, warme Decken und Zigaretten gegeben hatten. Drueke erklärte jedoch, er habe Gerüchte gehört, dass die beiden möglicherweise zum Tode verurteilt werden könnten, wie das bereits bei zwei Briten und einem Marokkaner der Fall gewesen war. Allerdings wurden die beiden US-Söldner im ukrainischen Gebiet Charkow gefangen genommen und nicht in der Volksrepublik Donezk, in der es die Todesstrafe gibt. In Russland hingegen ist die Todesstrafe abgeschafft. 

Die Ex-Kämpfer erzählten, wie sie in die Ukraine gekommen waren. Drueke, der 2014 aus dem US-Militär ausgeschieden war, hatte zunächst keinen klaren Plan, was er in der Ukraine machen soll. Ihm zufolge flog er nach Polen in der Absicht, humanitäre Arbeit zu leisten, brachte aber dennoch militärische Ausrüstung mit und sagte, er sei bereit zu kämpfen, auch wenn der Militärdienst "nicht das A und O" sei. Er sei zwar misstrauisch gegenüber der US-Berichterstattung, glaube aber, dass der Kampf in der Ukraine auf eine Art und Weise dargestellt werde, die "Veteranen wie mich anspricht".

Jetzt, da ukrainische Granaten auf zivile Ziele in der Stadt Donezk fallen, sei ihm klar geworden, "dass es zwei Seiten dieser Geschichte gibt". Auch Huynh argumentierte ähnlich. 

"Am Anfang, als der Konflikt am 24. Februar begann, sah ich viele Nachrichten. … Auch hier glaube ich, dass es sich um Propaganda aus dem Westen handelt – nicht nur aus den USA, sondern aus dem Westen insgesamt. Die westlichen Medien berichteten, dass die russischen Streitkräfte wahllos Zivilisten töteten. So etwas habe ich bei meinen Versetzungen (im Land) noch nie gesehen."

Huynh sagte, er sei im April in die Ukraine gereist und habe sich mit einem polnischen Priester in Verbindung gesetzt, der die humanitäre Hilfe für das Land organisiert, habe aber schon bald Kontakte zur "Internationalen Legion" der Ukraine geknüpft. Nachdem er der Legion beigetreten war, verließ er sie kurz darauf mit der Begründung, dass beim Militär Korruption und Desorganisation herrschten.

"Die Befehlshaber waren sehr korrupt, und die Truppen waren sehr schlecht vorbereitet und versorgt", schildert Huynh. Auch Drueke begann seinen Dienst in der Ukraine bei der Legion. Das Personal dort sei aber eine Enttäuschung gewesen.

Beide Männer reisten durch das Land auf der Suche nach einer kompetenteren Einheit, der sie sich anschließen konnten, und landeten schließlich bei der sogenannten "Task Force Baguette" in der Ostukraine, einer ausländischen Söldnereinheit, die hauptsächlich aus US- und französischen Veteranen besteht. Die Einheit bestätigte am Mittwoch, dass Drueke und Huynh – die unter den Spitznamen "Bama" und "Hate" bekannt sind – gefangen genommen worden waren.

"Wenn ich die Propaganda aus dem Westen sehe, heißt es, die ganze Ukraine sei glorreich, und als ich hierher kam, sah ich, dass das nicht stimmt", erklärte Huynh RT. "Die Ukrainer sagen, sie seien die Besten, aber was ich gesehen habe, ist eine Menge Korruption." Drueke beendete sein Interview mit einer Warnung: "Veteranen wie ich, die mit dem Gedanken spielen, hierher zu kommen, sollten das nicht tun."

"Denkt wirklich lange und gründlich darüber nach, warum ihr das tut und was passieren kann, und ob das wirklich euer Kampf ist", sagte er. "Wenn ich aus dieser Situation herauskomme, habe ich eine Menge Dinge, über die ich nachdenken kann."

Russischen Angaben zufolge kamen seit Februar 6.956 ausländische Staatsbürger aus 64 Ländern in die Ukraine, um für Kiew zu kämpfen. Etwa 1.956 von ihnen wurden getötet, während 1.779 das Land wieder verließen, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Freitag.

Mehr zum Thema - Russisches Militär veröffentlicht Statistik über ausländische Söldner in der Ukraine

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.