Deutschland

"Das ärgert uns sehr" – Wie die Tagesschau einen "Fehler" einräumt

Die Hauptnachrichtensendung von "ARD-aktuell", die "Tagesschau", hat ihre Berichterstattung vom Montag zum Beschuss von Donezk nachträglich richtiggestellt. In der Öffentlichkeit und in sozialen Netzwerken war zuvor deutliche Kritik geäußert worden.
"Das ärgert uns sehr" – Wie die Tagesschau einen "Fehler" einräumtQuelle: www.globallookpress.com © Moritz Wolf via http://imagebroker.com/#/search/

Am Montag wurde in der Nachrichtensendung erstmals um 16 Uhr behauptet, russische Truppen hätten das Zentrum von Donezk mit Raketen und Granaten beschossen, dieselben Bilder wurden auch um 20 Uhr gezeigt (RT DE hatte berichtet). In der Zwischenzeit wurde auch durch unsere Redaktion bei ARD-aktuell nachgefragt und dabei zunächst noch einmal die Faktenlage beschrieben:

"Am 13. Juni berichtete die Tagesschau unter anderem über einen massiven Angriff auf einen Markt in der Stadt Donezk im Donbass. Sie sagen, der Angriff sei von russischer Seite erfolgt (Ausschnitt aus der Sendung: 17:05:09 – 17:07:18 Uhr). Anwohner und Journalisten, die zu diesem Zeitpunkt vor Ort waren, berichteten jedoch, dass der massive Beschuss von der ukrainischen Seite erfolgte. Die Verwendung des NATO-Kalibers 155 mm, die von örtlichen Stellen bestätigt wurde, ermöglicht zudem eine klare Zuordnung. Der Ticker Ihrer Redaktion hatte, in Übereinstimmung mit den Nachrichtenagenturen, noch von ukrainischem Beschuss gesprochen."

Dazu wurden folgende Fragen an die Tagesschau geschickt:

1. Auf welcher Grundlage wurde die Meldung dann für die Tagesschau geändert?

2. Die Stadt Donezk wird seit acht Jahren von ukrainischen Truppen beschossen. Warum sollte sich das plötzlich geändert haben?

3. Die gesamte Nachrichtenlage spricht dafür, dass Ihre Zuweisung als "russischer Beschuss" eine Falschmeldung war. Wie werden Sie diese korrigieren? Welche Schritte werden Sie unternehmen, um den Zuschauern die richtige Information zukommen zu lassen?

4. Entspricht der Umgang mit dieser Meldung den üblichen Standards der Tagesschau in Hinsicht auf journalistische Sorgfalt?

Zwar haben weder ARD-aktuell noch die Tagesschau unsere Fragen im einzelnen beantwortet, aber in ihrer Antwort an RT DE auf den Tagesschau-Blog verwiesen, wo – etwas versteckt, also nicht auf der Haupt-Webseite der Sendung – der Fehler eingeräumt wird.  In dem Text heißt es, man habe am 13. Juni die Meldung auf "Grundlage eines Berichts der Nachrichtenagentur Reuters" über den Beschuss des Marktes in Donezk verfasst. In der Tat habe Reuters von einem "ukrainischen Artillerie-Angriff" gesprochen, was man an tagesschau.de auch richtig gemeldet hätte. Wie es dennoch zu dem Fehler in der Sendung gekommen sei, könne man sich nicht erklären:

"Während diese Informationen von Reuters im Live-Blog auf tagesschau.de korrekt wiedergegeben wurden, ist in der Fernsehberichterstattung ein Fehler passiert. Dort wurde versehentlich von einem russischen Angriff gesprochen."

Angeblich habe man selbst bei der Abnahme den Fehler nicht bemerkt – und behauptet, sich auch "sehr" darüber zu ärgern:

"Uns ist der Fehler in der Abnahme des Beitrags nicht aufgefallen, das ärgert uns sehr und wir bedauern das, denn es entspricht nicht der sonst gebotenen journalistischen Sorgfalt in unsere Berichterstattung."

Und sodann wird akkurat die nachträgliche Richtigstellung vermerkt:

"Der Beitrag wurde überarbeitet und die Sendung aktualisiert. Auf tagesschau.de wurde die 20 Uhr-Ausgabe der Tagesschau um den Hinweis ergänzt, dass die Sendung nachträglich redaktionell bearbeitet wurde."

Die russisch wie die ukrainisch untertitelten Ausgaben der Tagesschau vom 13. Juni 2022 fehlen aktuell auf der Webseite zu der Sendung. Die korrekte ursprüngliche Meldung von Reuters als Quelle ist hier nachlesbar.

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