Wirtschaft

Wirtschaftsexperte Fratzscher: "Ohne russisches Gas Inflationsraten von bis zu zehn Prozent"

Ein "Energie-Embargo" gegen Russland könne zu hohen Inflationsraten führen, so der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher. Die Politik dürfe den Menschen nichts vormachen. Auch treffe die Krise ärmere Länder deutlich härter.
Wirtschaftsexperte Fratzscher: "Ohne russisches Gas Inflationsraten von bis zu zehn Prozent"Quelle: Legion-media.ru

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnt vor hohen Inflationsraten, sollte es zu einem Öl- und Gasembargo gegen Russland kommen.

Der Ökonom sagte in einem Podcast von Kölner Stadt-Anzeiger und RedaktionsNetzwerk Deutschland, dass "Inflationsraten von bis zu zehn Prozent wahrscheinlich" seien, wenn Russlands Präsident Wladimir Putin "den Gashahn zudreht".

Weiter sagte Fratzscher in dem Podcast:

"Die Politik muss den Menschen reinen Wein einschenken und sagen: Wenn es zu einem Embargo kommt und es keine Öl- und Gaslieferungen mehr gibt, helfen uns auch keine drei Katars und Vereinigte Arabische Emirate."

Dem DIW-Präsidenten zufolge sei Verzicht seitens der Verbraucher der einzig sinnvolle Weg, mit der Situation in den nächsten ein bis zwei Jahren umzugehen. Fratzscher wörtlich:

"Also weniger Auto fahren. Autofreier Sonntag. Tempolimit auf der Autobahn. Wir müssen beim Heizen deutlich einsparen."

Auch wies der Wirtschaftsexperte in dem Podcast darauf hin, dass Deutschland vom Krieg in der Ukraine "längst nicht am härtesten getroffen" sei. Vor allem Länder, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen seien, treffe es besonders hart.

"Russland und die Ukraine exportieren 30 Prozent des Weizens weltweit. Russland exportiert auch Kaliumdünger. Ein Land wie Ägypten muss komplett den Weizen importieren."

Laut Fratzscher rutschten Millionen Menschen in Armut ab, wenn der Preis dort um 30 Prozent steige. Er sagte weiter:

"Das ist mein Horror, dass wir das dicke Ende noch nicht gesehen haben."

Ähnlich äußerte sich die Leiterin der Welthandelsorganisation (WTO) Ngozi Okonjo-Iweala am Donnerstag gegenüber der britischen Zeitung Guardian. Laut Okonjo-Iweala könne der Krieg in der Ukraine zu Hunger und Lebensmittelunruhen in armen Ländern führen. Vor allem betreffe dies Länder, deren Ernährungssicherheit von Importen abhänge. Okonjo-Iweala sagte gegenüber der Zeitung:

"Ich denke, wir sollten sehr besorgt sein. Die Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise und den Hunger in diesem und im nächsten Jahr könnten erheblich sein. Lebensmittel und Energie sind die beiden größten Posten im Warenkorb armer Menschen auf der ganzen Welt."

Die WTO-Beamte forderte die lebensmittelproduzierenden Länder auf, nicht die gleichen Fehler zu begehen wie bei den Impfstoffen während der Corona-Krise, als die reichen Länder ihre Vorräte horteten und die ärmeren Länder auf ihre Dosen warten mussten.

Okonjo-Iweala zeigte sich auch besorgt, dass die Ukraine aufgrund des Krieges nicht in der Lage sein werde, die diesjährige Pflanzsaison rechtzeitig zu beginnen. Dies sei problematisch, da die Ukraine normalerweise die Hälfte des Weizens an das Welternährungsprogramm liefere, die UN-Abteilung, die die Länder in Notfällen versorgt.

"Wenn wir nicht darüber nachdenken, wie wir die Auswirkungen des Krieges abmildern können, wird dies nicht nur in diesem, sondern auch im nächsten Jahr zu einer weiteren Katastrophe führen", betonte sie und wies darauf hin, dass es zu Lebensmittelunruhen kommen könnte, wenn die Preise weiter steigen sollten. Um eine Eskalation zu vermeiden, forderte sie die 164 WTO-Mitglieder auf, keine Ausfuhrbeschränkungen für Lebensmittel zu verhängen.

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