Meinung

Selenskij "wütend": Unangenehme Überraschung für die Ukraine beim NATO-Gipfel

Der Grund für das Ausbleiben einer Einladung der Ukraine in die NATO besteht darin, dass sich das Land dadurch viel leichter ausbeuten lässt. Der Westen behandelt Kiew wie eine Terrormiliz, die er im eigenen Sinne instrumentalisieren kann, für die er aber keine Verantwortung übernehmen muss.
Selenskij "wütend": Unangenehme Überraschung für die Ukraine beim NATO-GipfelQuelle: AFP © YVES HERMAN

Von Wiktorija Nikiforowa

Der Gipfel in Vilnius ist für Kiew zur reinsten Enttäuschung geworden: Die Ukraine wurde immer noch nicht in die NATO aufgenommen. Stattdessen erfolgte das Versprechen, es irgendwann zu tun, wenn sie alle notwendigen Bedingungen erfüllt und wenn die Allianzmitglieder diesbezüglich zu einer Übereinkunft gelangen.

Besonders schmerzhaft ist die Tatsache, dass man noch vor dem Gipfel Selenskij zu verstehen gab, dass er in der NATO nichts zu suchen habe. Buchstäblich einen Tag vor Beginn des Treffens veröffentlichte die deutsche Presse erstaunliche Insider-Informationen. In die Hände der Bild-Zeitung sollen aus den höchsten Sphären unerklärlicherweise geheime Dokumente gelangt sein, die die Position der deutschen Regierung beim Gipfeltreffen in Vilnius zum Ausdruck bringen.

Demnach sollte die Ukraine einen Korb bekommen. Dabei wurde der Beitritt nicht etwa von den üblichen Unruhestiftern wie Ungarn blockiert, sondern von den Stützen der Allianz – den USA und Deutschland. Gemeinsam traten sie gegen Polen, Großbritannien und Frankreich an, die die Ukraine gleich nach der Unterzeichnung eines Waffenstillstands mit Russland in die NATO einladen wollten.

Die Bild gehört dem reichen Verlagshaus Axel Springer. Dessen Jahresumsatz ist mit dem Haushalt der ganzen Ukraine durchaus vergleichbar. Der Mehrheitsaktionär des Konzerns – also sein realer Leiter, der die ganze Publikationspolitik bestimmt – ist der US-Investmentfonds Kohlberg Kravis Roberts. Das Anlageportfolio dieses Fonds übersteigt den Haushalt der Ukraine um das Zwölf- bis Dreizehnfache.

Im Allgemeinen wendet sich über das abgebrühte Boulevardblatt niemand Geringeres an die Öffentlichkeit als die Eliten des globalen Westens, für die nicht nur Selenskij, sondern auch zahlreiche andere Staatschefs schlicht Laufburschen sind. Und wie wir sehen, besteht heute die Meinung dieser Eliten darin, dass die Ukraine eine NATO-Mitgliedschaft nicht verdient habe und noch ein wenig laufen müsse.

Ist es mit einer plötzlichen Sorge um die Deutschen zu erklären? Wohl kaum. Obwohl Axel Springer selbst aktiv mit dem NS-Regime zusammengearbeitet hatte, wurde er gleich nach dem Kriegsende von englischen und US-amerikanischen Besatzern eingespannt, und sein Verlagshaus begann, das rein angelsächsische Narrativ in die Massen zu tragen. Dort schert sich niemand um die Interessen der einfachen Deutschen. Und sollte Washington sie zu einem Tod im radioaktiven Feuer verdammen, werden alle Publikationen von Axel Springer sofort muntere Anweisungen veröffentlichen, wie man sich richtig in ein Leichentuch einwickelt und wie man am schnellsten zum nächsten Friedhof gelangt.

Nein, es ist einfach ungünstig, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, weil sie auch so zu allem bereit ist. Ukrainische Proxy-Truppen, Saboteure und Terroristen erfüllen selbstlos alle Kampfmissionen, die ihnen von Washington aufgetragen werden. Tausende ukrainischer Männer gehen weiterhin an die Front und sterben dort sinnlos, ohne auch nur einen Aufruhr zu versuchen.

Es entsteht der Eindruck, dass die Transatlantiker mit einem solchen Gehorsam gar nicht gerechnet haben. Die NATO-Mitgliedschaft wurde wie eine Möhre vor der Nase der Ukrainer aufgehängt, damit es ihnen scheint, dass sie nicht umsonst sterben. Doch sie sterben auch ganz ohne Mitgliedschaft, diese unglücklichen ehemaligen Russen, die in Selbstmordangriffe gegen die "falschen" Russen geschickt werden.

Mit einem solchen Glück konnte die NATO gar nicht rechnen: das historische Russland aufzuspalten, es zu verwüsten, Russen zu zwingen, sich gegenseitig zu töten und alles zu vernichten, was von ihren Vorfahren aufgebaut wurde, und dabei kein einziges Leben eines NATO-Soldaten aufzuwenden. Und all das für ein paar Dutzend Milliarden an US-Dollar und Euro, die nach ihren Maßstäben lächerlich erscheinen. Selbstverständlich wird die NATO versuchen, dies so lange wie möglich hinauszuzögern.

Natürlich ist es unpassend, offen zu sagen: "Sterbt da drüben ein wenig mehr, während wir für euch den Champagner trinken." Für die Ukraine wurden viele hübsche Dinge wie etwa bilaterale Beistandsverträge mit den führenden NATO-Ländern vorbereitet.

Die USA stellen es gegenüber der Ukraine so dar, dass die ehemalige Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik in ein "Stachelschwein" verwandelt wird – mit westlichen Waffen gespickt, die Armee nach NATO-Standards ausgebildet. Kurz, die Ukraine soll zu einem zweiten Israel oder beispielsweise einem zweiten Taiwan werden.

Allerdings eröffnet die langjährige Zusammenarbeit mit Israel für die USA den Zugang zu den wichtigsten Finanzströmen. Die Unterstützung Taiwans macht sich in Form vergünstigter Preise für taiwanische Mikrochips bezahlt, ohne die die ganze Industrie der USA zum Erliegen gekommen wäre. Was aber kann die Ukraine den USA im Austausch für Unterstützung und Schutz geben – ein entvölkertes Land, das auf Generationen hinaus verwüstet sein wird? Damit ist das Schicksal dieser bilateralen Abkommen, selbst wenn sie geschlossen werden, von vornherein klar.

Bezeichnenderweise verstand Selenskij die Lage und wollte nicht zum Gipfel in Vilnius kommen. Doch die älteren Brüder ignorierten seine Meinung. Der ukrainische Führer war gezwungen, zu kommen und am politischen Schauspiel teilzunehmen, bei dem seine Herren eine Liebe zu den Ukrainern vorspielten und sie in den Tod schicken ‒ und er wiederum musste gute Miene zum bösen Spiel machen, sich vor ihnen verbeugen und ihnen danken. Eine wenig beneidenswerte Lage. Nicht umsonst bemerkte etwa die Bild, dass Selenskij "wütend" sei.

Für Russland gibt es an dieser Situation nichts Gutes und keinen Grund zum Feiern. Washington betrachtet die Kiewer Junta nicht als Regierung eines verantwortungsvollen, souveränen Landes. Sie werden als Anführer einer riesigen Terrorgruppierung instrumentalisiert, die auf dem historischen Territorium Russlands aktiv ist.

Schließlich schlug niemand etwa irgendwelchen nicaraguanischen Contras eine NATO-Mitgliedschaft vor, sie kämpften auch ohne eine. Zumal die NATO immerhin für eine gewisse internationale Kontrolle, Publizität und Verantwortlichkeit steht. Dagegen stehen Hunderttausende Ukrainer in der Rolle der Terroristen für einen möglichst brutalen Krieg ohne Regeln, die Möglichkeit beliebiger Anschläge und die Anstiftung schrecklichster Katastrophen. Und schon bekennt sich das Verteidigungsministerium der Ukraine offen zu einem Terroranschlag auf die Krimbrücke.

Die Allianz kann ihren Proxys die widerlichsten Verbrechen auftragen, um danach die eigenen Hände in Unschuld zu waschen und mit den Worten "Wir haben damit nichts zu tun" zur Seite zu treten. Als Nicht-Mitglied der NATO erhält die Ukraine einen Freibrief für die blutigsten Terroranschläge. Nun, Russland muss sich dafür wappnen.

Übersetzt aus dem Russischen, zuerst erschienen bei RIA Nowosti.

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