Meinung

Es ist kein Zeichen von Mut, wenn Unternehmen und Konzerne den Pride Month feiern

Wenn Unternehmen und Konzerne weltweit zum Pride Month hin ihre Firmenlogos in Regenbogenfarben tauchen, dann denken sie dabei nur an ihren Profit – wie in jedem anderen Monat auch. Und das macht den Tweet von Elon Musk zum Pride Month erst recht großartig.
Es ist kein Zeichen von Mut, wenn Unternehmen und Konzerne den Pride Month feiernQuelle: www.globallookpress.com © Jens Büttner / dpa

von Ian Miles Cheong

Konservative äußern gerne den Spruch "get woke – get broke" (werde woke – geh pleite), aber Letzteres ist heutzutage nicht mehr unbedingt immer der Fall. Unternehmen und Konzerne verdienen sich soziale Anerkennung, indem sie Tugend signalisieren, und der Pride Month, der jedes Jahr im Juni stattfindet, bietet dem woken Kapitalismus die Gelegenheit, seine fortschrittlichsten Tugenden zur Schau zu stellen.

Ursprünglich konzipiert, um an die Stonewall-Unruhen von 1969 zu erinnern und die Rechte der LGBT-Gemeinschaft zu fördern, ist der Pride Month für multinationale Konzerne wie Coca-Cola, Microsoft, Mercedes, Deutsche Bank etc. zu einer Gelegenheit geworden, um wie eine Herde bulimischer Einhörner, Regenbogenfarben über ihre Firmenlogos und in ihre Social Media Auftritte zu kotzen.

Natürlich hat ihn jeder gesehen – er wurde so etwas wie ein Running Gag und ein Witz unter Internetnutzern. Elon Musk hat auf Twitter ein Meme gepostet, das eine Wolke regenbogenfarbener Firmenlogos zeigt, die von einem Wirbelwind heran gewirbelt werden, mit der Überschrift "Juni ist bald da – und hier kommen sie".

Nicht wenige haben auf die Ironie in diesem Tweet hingewiesen. Während Unternehmen und Konzerne weiterhin darauf bedacht sind, der Welt mitzuteilen, wie sehr sie fortschrittliche Anliegen unterstützen, werden sie dies im Nahen Osten wahrscheinlich nicht tun, wo dieselben Unternehmen sich entschieden haben, den Ball flach zu halten und solche Darstellungen eher nicht zur Schau zu stellen. So viel zum Thema Mut.

In den Nahost-Filialen derselben Unternehmen und Konzerne, die Drag-Queen-Events für Kinder in den Vereinigten Staaten und Europa sponsern, läuft im Juni alles wie gewohnt und es gibt ein unmerkliches Fehlen von Regenbogenfahnen und Tugendsignalen. Woker Kapitalismus fehlt an Orten, an denen solche Tugendbekundungen die größte Wirkung erzielen würden. Aber außergerichtliche Tötungen von Schwulen sind für Unternehmen und Konzerne nicht so wichtig, wenn sie das Jahresendergebnis beeinträchtigen.

Wie mutig ist es, genau eine Sache zu feiern, die von jedem Establishment im Westen unterstützt wird? Mit der Unterstützung der Mainstream-Medien, Big Tech und sogar der Regierungen ist es nicht gerade grenzüberschreitend, das nachzuplappern, was alle anderen auch schon sagen.

Der satirische Twitter-Account Titania McGrath – erstellt vom Komiker Andrew Doyle – fasste es am besten zusammen, als er 2021 schrieb: "Es braucht echten Mut für große Unternehmen und Konzerne, in unserer homophoben und heteronormativen Kultur die Pride-Regenbogenfarben zu zeigen. Und doch ist es schön zu sehen, dass die arabischen Staaten dermaßen fortschrittlich sind, dass diese Konzerne diesen Mut dort nicht aufbringen müssen."

Dem woken Kapitalismus ging es nie um Mut. Es ging schon immer darum, die Quartalsgewinne zu mästen – und Marketing und Branding zum Thema Wokeness hilft diesen Unternehmen, ihren Platz in einer Gesellschaft zu behaupten, die Wokeness belohnt. Es ist einfach eine zu gute Gelegenheit, um sie ungenutzt zu lassen – und im Gegensatz zum Valentinstag oder dem Erntedankfest dauert Pride einen ganzen Monat.

Aber das kratzt nur an der Oberfläche. Woker Kapitalismus geht viel tiefer. Vivek Ramaswamy, der Autor von Woke Inc., schreibt in seinem Buch, dass ein Unternehmen, das woke ist, eine Vielzahl von Vorteilen genießt, die einem Unternehmen, bei dem Wokeness nicht Priorität hat, nicht zur Verfügung stehen.

"Goldman Sachs predigt Vielfalt, damit es bei der nächsten Rettungsaktion der Regierung an vorderster Front stehen kann.

Es ist AstraZeneca, das immer eloquenter über den Klimawandel redet, um Regierungsaufträge im Wert von mehreren Milliarden Dollar für die Produktion von Impfstoffen zu erhalten.

Es ist die State Street Bank, die feministische Statuen errichtet, um von Klagen wegen Diskriminierung beim Gehalt weiblicher Angestellter abzulenken, während sie gleichzeitig ihren börsengehandelten Fonds mit dem Ticker "SHE" vermarktet.

Es ist Chamath Palihapitiya, ein kanadisch-amerikanischer Unternehmer, Investor und Milliardär, der einen Social-Impact-Investmentfonds gegründet und das Silicon Valley kritisiert hat, obwohl er und sein Vermögen Produkte dieses Silicon Valley sind, und alles das nur, um seine frühere Beschäftigung als Führungskraft bei Facebook zu vertuschen, wo er laut über die Bildung eines privat geführten Konzern-Militärs nachgedacht hat.

Diese Unternehmen und Personen nutzen ihre Marktmacht, um woke Anliegen zu stützen, um damit mehr politisches Kapital zu akkumulieren – nur um später zurückzukommen und dieses politische Kapital in noch mehr echte Dollars einzutauschen."

Es ist ein System der Gegenleistung: Woker Kapitalismus unterstützt jede Agenda, die ihr liberaler Lieblingspolitiker unterstützt – für ein paar Provisionen im Gegenzug – sei es in Form von Regierungsverträgen oder weniger staatlichen Vorschriften. Es ist eine Geschichte, so alt wie die Zeit. Es ist Kumpelkapitalismus, gekleidet in ein regenbogenfarbenes T-Shirt mit einer rosa Perücke auf dem Kopf.

Das macht den Tweet von Elon Musk zum Pride Month erst recht großartig. Musk sprach den leisen Teil der Sache laut aus und spottete über die unbescheidene Zurschaustellung von Tugend, mit denen sich jedes große Unternehmen jahrein, jahraus wie ein Pfau herausputzt.

Viele, die Musk auf seinen Tweet geantwortet haben, wiesen darauf hin, dass Unternehmen ihre Unterstützung für die Ukraine gleich zu Beginn des Juni eingestellt haben, so wie Andy am Anfang des Films Toy Story seine Puppe Woody in den Müll geworfen hat. "Ich will nicht mehr mit dir spielen". Für den woken Kapitalismus wurde die Ukraine zum Trend einer vergangenen Saison und er ersetzte die Ukraine-Flagge durch eine Regenbogen- und Trans-Pride-Flagge.

Gebt dem Ganzen einen weiteren Monat Zeit und der woke Kapitalismus wird sich auf ein komplett anderes Thema stürzen.

Übersetzt aus dem Englischen.

Ian Miles Cheong ist ein Politik- und Kulturkommentator. Seine Arbeiten wurden in The Rebel, Penthouse, Human Events und The Post Millennial veröffentlicht. Man kann Ian auf Twitter unter @stillgray und auf Telegram @CultureWarRoom folgen.

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