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Die vom Westen unterstützte weißrussische Opposition plant territoriale Veränderungen

So unmöglich die Umsetzung der Pläne der im Ausland weilenden weißrussischen Opposition auch sein mögen, so enthüllen sie doch die strategischen Absichten der USA, Deutschlands und Polens, die es wert sind, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt zu werden.
Die vom Westen unterstützte weißrussische Opposition plant territoriale Veränderungen© Public Domain

Von Andrew Korybko

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko warnte Ende vergangener Woche vor geplanten Gebietsrevisionen, die von der im Ausland aus dem Exil agierenden Opposition geplant sind. Ihm zufolge beabsichtigt die Opposition, die westliche Hälfte Weißrusslands an Polen abzutreten, im Austausch gegen Teile Westrusslands – für den Fall, dass der Westen in seinem Stellvertreterkrieg in der Ukraine Erfolg haben sollte und Russland eine Niederlage zufügen kann. In der Zwischenkriegszeit – also zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg –, kontrollierte Polen dieses Gebiet, während der kurzlebige weißrussische Staat, der erst nach dem Ersten Weltkrieg entstand, mehrere russische Regionen beanspruchte.

Iwan Tertel, der Vorsitzende des weißrussischen Inlandsgeheimdienstes – der dort immer noch KGB heißt –, erklärte den nationalen Medien Mitte vergangenen Dezember, dass Weißrussland sich auf terroristische Überfälle aus Polen vorbereite, die im Stile jener durchgeführt werden sollen, die bereits durch die Ukrainer auf die russische Grenzregion Belgorod verübt wurden. Unter der vorherigen konservativ-nationalistischen polnischen Regierung, versuchte Polen im Sommer 2020 in Weißrussland eine Farbrevolution zu inszenieren und beherbergte anschließend einige der vom Westen unterstützten Oppositionellen, nachdem dieses Vorhaben gescheitert war. Die neue polnische liberal-globalistische Regierung hat jedoch diese antiweißrussische Politik übernommen.

Bevor der von Berlin unterstützte Donald Tusk an die Macht zurückkehrte, plante die Vorgängerregierung die Wiederherstellung des längst verlorenen Großmachtstatus Polens, durch die Schaffung eines Einflussbereichs in Mittel- und Osteuropa mithilfe der sogenannten "Drei-Meere-Initiative". Diese Initiative sieht den Einbezug der Ukraine und Weißrussland vor, insbesondere der westlichen Landesteile, die in der Zwischenkriegszeit unter der Kontrolle Warschaus standen und wo Polen auf ein jahrhundertealtes zivilisatorisches Erbe zurückblickt. Dieser Plan wird nun stattdessen Teil des deutschen Plans der "Festung Europa" werden.

Darüber hinaus hat Deutschland kürzlich seinen Weg hin zur Großmacht wieder aufgenommen, was die Unterwerfung Polens erfordert, in einer Variante dessen, was der verstorbene Zbigniew Brzeziński von Russland behauptete: Russland müsse sich die Ukraine einverleiben, um wieder ein Imperium zu werden.

Die USA unterstützen die Pläne zur "Festung Europa", da sie jemanden benötigen, der für sie die Last bei der Eindämmung Russlands in Europa trägt, damit sie sich dann wieder Asien zuwenden können, um dort China einzudämmen. Angesichts dieser geostrategischen Verschiebungen kann Polens hybride Aggression gegen Weißrussland als ein von Deutschland genehmigtes Vorgehen betrachtet werden.

Aber anstatt den Status Polens als Großmacht wiederherzustellen und anschließend einen Ausgleich zwischen Deutschland und Russland zu schaffen – um so einen dritten Machtpol zu kreieren, der zum Zweck des "Teilens und Herrschens" mit den USA verbündet wäre –, würden diese geplanten Gebietsrevisionen lediglich die deutsche Hegemonie stärken. Strategen in den USA kamen zu dem Schluss, dass es besser ist, wenn eine deutsche Großmacht die Großmacht Russland in Schach hält, als wenn sich Deutschland mit einer neuen polnischen Großmacht verbündet, um gemeinsam Russland einzudämmen.

Dies erklärt auch Washingtons Unterstützung für die Unterwerfung Warschaus durch Berlin und es erklärt gleichzeitig, warum alle beteiligten Akteure den hybriden Krieg der vorherigen polnischen Regierung gegen Weißrussland fortsetzen wollen. Um es klar zu sagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Russland seinen Krieg mit der NATO in der Ukraine verliert, ist gleich null. Dies bedeutet, dass sich Gebietsrevisionen zuungunsten von Weißrussland vorzustellen, reine akademische Denkübungen sind. Dennoch offenbaren diese Denkübungen der weißrussischen Opposition die strategischen Absichten der drei Akteure Deutschland, Polen und USA. Und diese Absichten sind es Wert, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gezerrt zu werden. 

Aus dem Englischen.

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung spezialisiert hat.

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