International

Nation statt Christus: Weihnachtsgruß des ukrainischen Generalstabs

Die ukrainischen Streitkräfte haben zum orthodoxen Weihnachtsfest ein Werbevideo in den sozialen Medien veröffentlicht. Es sagt mehr über den geistlichen Zustand der modernen Ukraine als tausend Worte.
Nation statt Christus: Weihnachtsgruß des ukrainischen GeneralstabsQuelle: www.globallookpress.com © Sergei Bobok

Eine Analyse von Wladislaw Sankin

Pünktlich zu Weihnachten hat der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte ein Video veröffentlicht. In diesem spielt ein Militärorchester mit Bläsern und Schlagzeug instrumentale Variationen des Schtschedrik, des weltbekannten ukrainischen Volksliedes aus der weihnachtlichen Koljadki-Tradition. Als "Carol of The Bells" ist das Lied auch im angloamerikanischen Raum populär. Musikalisch ist es eine gute Wahl. Obwohl das Originallied kaum eineinhalb Minuten lang ist, dauert der Clip ganze dreieinhalb Minuten.

Die Protagonistin ist eine mit Mimik und Gestik spielende Frau in Nationaltracht mit Blumenkranz im Haar. Sie symbolisiert die Heimat. In den ersten Sekunden flimmern idyllische Bilder über den Bildschirm. Die Familie sitzt auf dem Sofa vor dem Weihnachtsbaum, es gibt nächtliche Winterlandschaften, tanzende Menschen und volkstümliches Festessen. Bilder, die auch den Russen dank der Erzählungen von Nikolai Gogol und der Opern von Nikolai Rimski-Korsakow lieb und vertraut sind.

Obwohl einige Stilelemente verräterisch darauf hinweisen, dass das Video auch an ein angloamerikanisches Publikum gerichtet ist. Ein Mädchen steckt seinen Brief mit Geschenkwünschen beispielsweise in einen roten Briefkasten, beschriftet mit den lateinischen Buchstaben "Post". Auf keinen Fall gehen die Wünsche an Ded Moros, das slawische Väterchen Frost, als angebliches Sowjet-Erbe ist er verboten. Der US-amerikanische Santa Claus dürfte nun der Empfänger sein.

Ab Sekunde 50 kommt der große Bruch, und wir gelangen zum Hauptteil – in die Zeit nach dem 24. Februar, als der Feind die Menschen in der Ukraine attackierte. Es wird dunkel und düster, laut und dramatisch ist die Musik. In verschiedenen Variationen sehen wir Gräber, Blut, Leichen und Ruinen, Ruinen in Mariupol, die im Wesentlichen durch die rücksichtslose Kampfführung des ukrainischen Militärs entstanden sind. Danach jede Menge Raketen, Panzer, Soldaten. Technik aus dem Westen wird gezeigt – Javelin, Flugabwehr. Und immer wieder leidende Kindergesichter. Wladimir Selenskij vor der UNO. Die Frau in der Tracht zieht sich eine Schutzweste an und setzt sich einen Helm auf, nimmt ein Gewehr in die Hand und steckt Kugeln in die Kartusche.

Schließlich sehen wir Bilder aus Cherson, ukrainische Soldaten werden umarmt. Aus der Vogelperspektive wird eine Kiewer Brücke über den Dnjepr gezeigt, es ragt das Schwert in der Hand der Mutter-Heimat-Statue in den Himmel. Die Frau in Nationaltracht lächelt wieder. Es wird still. Das Letzte, was wir im Video sehen, sind die Worte: "У боротьбі народжується нация" – zu Deutsch: "Im Kampf wird eine Nation geboren."

Die Botschaft wird damit auf den Punkt gebracht: Geboren wird eine Nation – statt Christus, des Jesuskindes. Die Nation, nicht Jesus Christus ist der Erlöser.

Was der ukrainische Staat in Wirklichkeit von Weihnachten und sonstigen christlichen Feiertagen hält, zeigt die andauernde Repressionswelle gegen die kanonische Ukrainische Orthodoxe Kirche aufgrund ihrer angeblichen Moskautreue. Dutzende Kloster wurden durchsucht, mehrere Priester in Untersuchungshaft gesteckt, die weltberühmte orthodoxe Heiligtümer in Staatsbesitz beschlagnahmt. Der Befehlshaber Waleri Saluschny lässt sich lächelnd mit dem Oberhaupt der von Petro Poroschenko mitbegründeten Staatskirche "Orthodoxe Kirche der Ukraine" Epiphanius ablichten. Diese "Kirche" verehrt die Ukraine wie eine Gottheit, der Nazikollaborateur Stepan Bandera ist so etwas wie ihr inoffizieller Heiliger.

Der Werbeclip des ukrainischen Militärs zeigt ehrlich, was in der Ukraine mit dem orthodoxen Christentum passiert: Es verwandelt sich in eine Scheinreligion, deren Zweck es ist, die Nationalisten geistig zu fördern, wobei die Speerspitze der ukrainischen Streitkräfte, die Neonazis von Asow, schon längst heidnische und okkulte Rituale praktiziert. Das zeigte eindrücklich das Video, das in der Nacht zum 22. Dezember, am sogenannten Tag der Toten, gedreht wurde: eine düstere nächtliche Feuerzeremonie mit der Verbrennung einer Wikinger-Krähe. Damit sollen die gefallenen Kämpfer in das mythische Totenreich Walhalla befördert werden.

Asow stellte das Video mit dem Ritual auf Youtube. Im Video wird "Das Gebet des ukrainischen Nationalisten" rezitiert, in dem es u. a. heißt:

"Ukraine, heilige Mutter der Helden, komm in mein Herz. Du, Heilige Mutter, bist mein ganzes Leben. Lass mich in dir wiedergeboren werden, leuchte mit deiner Herrlichkeit, denn du bist mein ganzes Leben, du bist mein ganzes Glück."

Beendet wird das Gebet mit dem traditionellen Schlachtruf "Slawa Ukrajini" und der martialischen Drohung "Tod den Feinden". Im November wurde von Asow ein ähnliches Ritual auf dem Sophienplatz in Kiew direkt vor der Sophienkathedrale veranstaltet.

Kulturkampf

Je länger der militärische Konflikt in der Ukraine andauert, desto mehr trägt er die Züge eines Kulturkampfes. Wenn zu Weihnachten nicht die Geburt Christi gefeiert wird, sondern die angebliche Geburt einer Nation, wenn Militärangehörige einer der kampffähigsten Einheiten okkulte Gebete im Nazi-Stil veranstalten, dann sind das deutliche Zeichen einer sich immer weiter verbreitenden Unkultur.

Das zeigt Wirkung: Für diejenigen, die auf der anderen Seite gegen den ukrainischen Nazismus kämpfen, geht es darum, die von der Ukraine zerstörte kulturelle, religiöse und historische Kontinuität wiederherzustellen und die ukrainische Identität von nazistischen Zügen zu bereinigen. Dieser Umstand wird im Westen kaum zur Kenntnis genommen oder bewusst übersehen und das Nazistische im ukrainischen Selbstbewusstsein im besten Fall als Kindheitskränkung einer jungen Nation verklärt.

Die russische Seite hat hingegen einen scharfen Blick auf die blutigen Symptome dieser "Kränkung" und ist hochmotiviert, diesen Erscheinungen ein Ende zu setzen und die Grundlagen für ein friedliches künftiges Zusammenleben in einer ganzen Region zu schaffen. Wo Weihnachten wieder christlich wird und es keinen Platz für nazistisch eingefärbten Okkultismus gibt. Es ist an der Zeit, zumindest für unvoreingenommene Beobachter aus dem Westen, die Ernsthaftigkeit dieser geistlichen Dimension des Konfliktes zu verstehen.

Mehr zum Thema - Wie die Ukraine ihr kulturelles und historisches Erbe zerstört

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.