Europa

Gebietsgericht Kaliningrad stuft Naziverbrechen in Ostpreußen als Völkermord am Sowjetvolk ein

Ein weiteres russisches Gebiet hat die nazistischen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg als Völkermord eingestuft – das Gebiet Kaliningrad, das vor dem Krieg zu Ostpreußen gehörte. Die Grausamkeiten spielten sich vor allem in KZs und Gefangenenlagern ab.
Gebietsgericht Kaliningrad stuft Naziverbrechen in Ostpreußen als Völkermord am Sowjetvolk einQuelle: Sputnik

Das Gebietsgericht Kaliningrad hat die Verbrechen der Nazis und ihrer Komplizen, die im Zweiten Weltkrieg in der heutigen Region Kaliningrad begangen wurden, als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord am sowjetischen Volk eingestuft. Im Laufe des Verfahrens wurden Orte der Massenvernichtung und Bestattung von Zivilisten und Kriegsgefangenen identifiziert, die aus den besetzten Teilen der Sowjetunion verschleppt worden waren. Zudem wurden die Standorte von Konzentrationslagern ermittelt. An mehreren Orten wurden Ausgrabungen der Massengräber mit Opfern durchgeführt.  

Nach Ansicht des Staatsanwalts des Kaliningrader Gebiets, Alexander Awdejew, schockiert das Vorgehen der faschistischen Invasoren in diesem Gebiet "jeden vernünftigen Menschen". "Die Tötung von Kindern, Schikanen, Gräueltaten. In der Gerichtsverhandlung wurden Beweise dafür vorgelegt, dass aus unseren Mitbürgern Seife hergestellt wurde. Das muss so schockierend sein, dass einem das Blut in den Adern gefriert", sagte der Staatsanwalt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab es auf dem Gebiet Ostpreußens mindestens 56 Speziallager, in denen sowjetische Bürger und Kriegsgefangene unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten, zu schwerer Arbeit gezwungen, ihrer Nahrung beraubt, mit besonders gefährlichen Krankheiten infiziert, geschlagen und grausam gefoltert wurden.

Der Vorsitzende der Russischen Historischen Gesellschaft, Sergei Narischkin, bezeichnete den Beschluss als "keineswegs unerwartet". Historiker wissen sehr genau, dass es in der Umgebung des damaligen Königsbergs Lager gab, in denen Hunderttausende sowjetische Kriegsgefangene, von denen viele ums Leben kamen, unter absolut unerträglichen Bedingungen festgehalten wurden. … All diese Gräueltaten waren keine Einzelfälle, denn die Vernichtung von Menschen, um den sogenannten "Lebensraum" freizumachen, war die Grundidee der nazistischen Politik.

Russland sei 78 Jahre nach dem Sieg erneut gezwungen, "den Kampf gegen dieses absichtlich wiederbelebte Übel zu führen". In der gegenwärtigen Situation und angesichts eines massiven Drucks aus dem Ausland müsse Russlands historisches Gedächtnis genauso stark sein wie dessen Verteidigung. "Jedes gerechte Gerichtsurteil, jede historische Forschung, die uns an die unmenschliche Natur des Nationalsozialismus erinnert, bringt uns diesem Ziel näher", so Narischkin. 

Belege für Naziverbrechen gegenüber Kindern im Gebiet Ostpreußen finden sich auch in den auf Deutsch erschienenen Erinnerungen des russischen Meeresforschers und Schriftstellers Juri Iwanow. In seinem 1991 veröffentlichten Buch "Von Kaliningrad bis Königsberg" beschreibt er, wie "an die tausend Kinder" aus den besetzten Teilen der Sowjetunion, in den Baracken untergebracht, mit "ihren erfrorenen Fingerchen den Bernstein aus Blauerde heraussammeln mussten". Sie erhielten zudem vier Stunden Deutschunterricht pro Tag und durften unter Androhung physischer Gewalt nicht mit ihren alten Vornamen angesprochen werden. Stattdessen bekamen sie deutsche Vornamen. Schwerste Arbeitsbedingungen und Hunger führten zu Leid und häufig zum Tod der Kinder:

"Die Kinder froren sich zu Tode, verhungerten, starben buchstäblich vor Heimweh, vor Sehnsucht nach den Eltern", schrieb Iwanow.

Der Prozess im Kaliningrader Gebiet zum Völkermord an Sowjetbürgern durch die Nazis und ihre Komplizen ist der 17. dieser Art in den vergangenen Jahren. Zuvor fanden ähnliche Prozesse in Nowgorod, Pskow, Rostow, Brjansk, Orel, Woronesch, Smolensk, Moskau, Wolgograd, Belgorod, den Regionen Leningrad und Kaluga, den Gebieten Krasnodar und Stawropol, der Krim und Sankt Petersburg statt. Das Stadtgericht in Sankt Petersburg qualifizierte beispielsweise im Oktober 2022 die Handlungen Deutschlands und seines Verbündeten Finnland bei der Umzingelung und der Blockade der Stadt als Genozid. 

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