Nahost

Al Jazeera und Haaretz zu Tötung von sieben WCK-Helfern im Gazastreifen: "Ein vorsätzlicher Angriff"

Alle drei Autos von internationalen Helfern mit Lebensmitteln im zentralen Gazastreifen wurden zielgenau und mit Absicht angegriffen, berichten Al Jazeera und Haaretz übereinstimmend. Eine Möglichkeit der Verwechslung sei daher ausgeschlossen. Beide Medien liefern allerdings zu diesem Mord mittels Drohnen unterschiedliche Erklärungen.
Al Jazeera und Haaretz zu Tötung von sieben WCK-Helfern im Gazastreifen: "Ein vorsätzlicher Angriff"Quelle: AFP

Eine Untersuchung der eigenen "Sanad Verification Agency" des Fernsehsenders Al Jazeera in Katar hat ergeben, dass die Angriffe der israelischen Armee IDF, bei denen sieben Menschen in einem Hilfskonvoi der internationalen Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) getötet wurden, vorsätzlich erfolgten. Drei aufeinanderfolgende Luftangriffe mit Drohnen trafen punktgenau die Fahrzeuge dieser Organisation. 

Bei der Analyse der Bilder des zweiten und dritten angegriffenen Fahrzeugs sind Anzeichen eines Geschosses zu erkennen, das von oben eindringt und unten wieder austritt, was darauf hindeutet, dass die Fahrzeuge aus der Luft getroffen wurden. Laut der israelischen Zeitung Haaretz wurden die Autos von einer speziellen Militäreinheit für Drohneneinsatz angegriffen. Vermutlich wurden die Geschosse mit sogenannten "First Person View"-Drohnen (FPV) transportiert. FPV-Drohnen erlauben es dem Bediener mittels der Kamera an der Drohne, kleinere bewegliche Ziele wie in einem Computerspiel punktgenau anzusteuern und zu treffen.

Drei aufeinanderfolgende Luftangriffe auf Fahrzeuge

Die Organisation WCK teilte am Dienstag in einer Erklärung mit, dass ihre Mitarbeiter das Lagerhaus in Deir al-Balah im zentralen Gazastreifen verließen, nachdem sie dort etwa 100 Tonnen Nahrungsmittelhilfe ausgeliefert hatten, und dass "der Konvoi trotz der Koordinierung der Bewegungen [mit der israelischen Armee] getroffen wurde". Der Konvoi habe sein Lager in Deir al-Balah – auf Google Maps unter den Koordinaten 31°24'54.7″N 34°22'05.1″E angezeigt – verlassen, um weiter in Richtung Al-Rashid-Straße zu fahren.

Hasan al-Shorbagi, ein palästinensischer Vertriebener, der mit seiner Familie in der Nähe der Bombardierung etwa 4,7 km vom Lagerhaus entfernt lebt, sagte gegenüber Al Jazeera, das erste Auto sei von einem Projektil getroffen worden, wodurch es vollständig verbrannte. Das stimmt mit dem Bild eines verbrannten gepanzerten Fahrzeugs überein.

Nach der Aussage von al-Shorbagi wurden die Verletzten aus dem ersten beschossenen Fahrzeug in ein anderes gepanzertes Fahrzeug umgeladen, um ihren Transport zu beschleunigen. Als das zweite Fahrzeug sich nur 800 Meter von dieser Stelle entfernt hatte, wurde auch dieses beschossen. Das dritte Fahrzeug wurde etwa 1,6 km vom zweiten Fahrzeug entfernt erneut beschossen. 

Die Bilder von den Abwurfstellen der Bomben zeigen, dass die Fahrzeuge auf ihren Dächern und Windschutzscheiben eindeutig als WCK-Fahrzeuge gekennzeichnet waren, was darauf hindeutet, dass sie auch diese Vorschriften einhielten und dass es eine vorherige Abstimmung zwischen WCK und der israelischen Armee über ihre Bewegungen gegeben hatte.

Der Vorfall wurde mittlerweile weltweit verurteilt. Die Organisation WCK erklärte, ihr Team sei zu diesem Zeitpunkt in einem "konfliktfreien" Gebiet unterwegs gewesen. Sie forderte Israel auf, "dieses wahllose Töten" im Gazastreifen zu beenden und kündigte an, eigene Aktivitäten in der Region einzustellen.

"Abschreckungstat"

Nach Meinung des leitenden politischen Analysten des katarischen Senders Marwan Bishara sei Ziel des Angriffs die Abschreckung gewesen. Es solle damit verhindert werden, dass Menschen im Gazastreifen Hilfe bekommen. Gleichzeitig warf er Israel vor, versucht zu haben, die Enklave von der gesamten Bevölkerung ethnisch zu säubern. Bishara forderte die Weltöffentlichkeit auf, nicht den Tod von bereits 196 humanitären Einsatzkräften im Gazastreifen zu ignorieren, zumal viele von ihnen bekannte internationale Organisationen vertreten hatten. 

Nach der Tragödie beschloss die Nahrungsmittel-Hilfsorganisation WCK, ihre Aktivitäten in der Region einzustellen. WCK liefert Lebensmittel und bringt Mahlzeiten zu Bedürftigen. Nach eigenen Angaben hat die Organisation im vergangenen Monat in 175 Tagen mehr als 42 Millionen Mahlzeiten im Gazastreifen ausgegeben.

Israelisches Militär: Es ist frustrierend 

Die israelische Zeitung Haaretz lieferte mit Verweis auf Militärquellen ihre eigene Version des Vorfalls. Demnach waren die Autos tatsächlich eindeutig als der Hilfsorganisation zugehörig gekennzeichnet gewesen, aber die für die Sicherung der Route zuständige Einheit der IDF identifizierte einen bewaffneten Mann auf dem Lastwagen und vermutete, dass es ein Terrorist war. Als der LKW abgeladen war, verließen die WCK-Mitarbeiter die Lagerhalle in drei Pkw, der angeblich Bewaffnete war nicht mehr dabei.

Nach dem ersten Angriff wurden die Verantwortlichen von den verbliebenen Mitarbeitern sofort benachrichtigt. Trotzdem feuerten die IDF auf zwei weitere Autos.

Als die Passagiere des Konvois begannen, die überlebenden Verwundeten des zweiten Angriffs aus der Gefahrenzone zu bringen, traf sie ein weiteres Projektil. Die ganze Szenerie wurde offenbar von Aufklärungsdrohnen beobachtet. Der Vorfall sei frustrierend, sagte einer der Militärs zu Haaretz. Demnach handele es sich lediglich um einen verhängnisvollen Fehler. 

"Wir versuchen unser Bestes, um Terroristen genau zu treffen, und nutzen alle nachrichtendienstlichen Informationen. Und am Ende entscheiden die Einheiten im Feld, ohne Vorbereitung Angriffe zu starten, auch in Fällen, die nichts mit dem Schutz unserer Streitkräfte zu tun haben."

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Verantwortung seiner Streitkräfte für den Luftangriff auf den humanitären Konvoi der internationalen Hilfsorganisation World Central Kitchen mit Sitz in den USA (WCK) im Gazastreifen eingeräumt. Der Politiker bezeichnete das Vorgehen der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) als "unbeabsichtigt". Netanjahu erklärte in einer diesbezüglichen Videobotschaft: "Solche Dinge passieren in Zeiten des Krieges." Er versprach eine "gründliche Untersuchung" des Vorfalls.

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