Irrt Lauterbach? Jeder zweite Corona-Tote laut Studie nicht an Omikron gestorben
In seinem jüngsten Interview nutzt Bundesgesundheitsminister Lauterbach argumentativ erneut die Zahlen von angeblichen Corona-Toten als Rechtfertigung für die bevorstehenden Vorgaben weiterer Maßnahmen der Regierenden im kommenden Herbst. Demgegenüber berichtet die Bild am Sonntag (BamS) unter Berufung auf eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) von möglichen Fehlinterpretationen der verwendeten Zahlen. So heißt es in der Überschrift des Artikels (hinter einer Bezahlschranke):
"Studie zu Corona-Toten – Jeder Zweite nicht an Omikron gestorben!"
So seien demnach laut den UKE-Daten während der Omikron-Welle etwa seit Beginn dieses Jahres nur 46 Prozent der Menschen, die in der Statistik des Robert Koch-Instituts (RKI) als Corona-Todesfälle erfasst wurden, tatsächlich an Corona gestorben. Bei der Delta-Variante des Coroan-Virus lagen die ermittelten Zahlen noch bei 85 Prozent. Stefan Kluge wird mit den Worten zitiert:
"Das heißt, nur rund die Hälfte der an das RKI gemeldeten "Corona-Toten" sind mit dem Auftreten von Omikron tatsächlich dem Virus zum Opfer gefallen."
Lauterbach argumentiert in seinem aktuellen Interview für Die Welt (ebenfalls Bezahlschranke) mit dem vermeintlichen Wissen, dass der "Corona-Herbst kein Zuckerschlecken" werde. Zudem nutzt er dabei abermals angebliche Daten von Corona-Verstorbenen als argumentatives Druckmittel:
"Es stehen uns also schwierige Zeiten bevor. Dabei haben wir schon jetzt zwischen 100 und 150 Corona-Tote pro Tag. Meine Sorge ist, dass diese Zahl noch steigen könnte. Das ist nicht vertretbar. Daher müssen wir gut vorbereitet sein."
Seit Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020 haben es verantwortliche Politiker und Wissenschaftler nachweislich nicht geschafft oder für wichtig befunden, entsprechende differenzierende Studien in die Wege zu leiten, durch die eindeutige Erkenntnisse hätten ermittelt werden können, ob viele Menschen wirklich durch oder "nur mit" Corona verstorben sind. Es bleibt bis dato daher die Situation, dass weiterhin "alle Toten mit Corona-Erkrankung am UKE in die Todesstatistik des RKI einfließen – auch die, bei denen Corona nur ein Nebenbefund war", so die Information des Artikels.
Prof. Kluge erläuterte gegenüber der Bild-Zeitung, an Omikron versterbe nur sehr selten noch jemand, der geimpft sei und keine zusätzlichen Risikofaktoren habe, um wortwörtlich noch zu differenzieren:
"Risikofaktoren sind: ein sehr hohes Lebensalter und Therapien, die bei Krebs, Organtransplantationen oder Rheuma eingesetzt werden, um das Immunsystem zu unterdrücken."
Eine differenzierende Unterscheidung "zwischen COVID-19 als Haupt- und Nebendiagnose" fordert daher laut Bild-Artikel auch Prof. Michael Albrecht vom Uniklinikum Dresden, da weiterhin die Todesstatistik "keine eindeutige Datenbasis" habe. In der Studie wurden von den UKE-Wissenschaftlern 227 Patienten und Patientinnen berücksichtigt, "die von März 2020 bis einschließlich April 2022 im UKE an beziehungsweise mit einer SARS-CoV-2-Infektion verstarben und bei denen eine Virus-Typisierung durchgeführt worden war". So heißt es in der Veröffentlichung:
"Die Rate der an einer SARS-CoV-2-Infektion verstorbenen Patient:innen betrug für die einzelnen Virus-Subtypen 85 Prozent (Wildtyp), 94 Prozent (Alpha), 82 Prozent (Delta) und 46 Prozent (Omikron)."
Bei den mit dem Omikron-Subtyp Infizierten "betrug der Anteil der geimpften beziehungsweise geboosterten Verstorbenen 41 Prozent", von denen alle Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf aufwiesen. Vor allem hätte "die Sterblichkeit bei Geimpften ohne Risikofaktoren deutlich abgenommen". Am Omikron-Subtyp verstarb laut den Ergebnissen "im UKE kein Geimpfter ohne Risikofaktoren".
Die Pressestelle des Bundesgesundheitsministers antwortete auf eine entsprechende Bild-Anfrage zu den Ergebnissen der UKE-Studie lediglich, dass "sein Haus zusammen mit dem RKI an neuen, tagesaktuellen Abfragen der Krankenhäuser arbeite". Ein Abschluss stehe demnach "kurz bevor".
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